25. März – das Schiffsjahr 2013 beginnt mit einwassern und auswintern.
Im vergangenen Jahr haben wir den Abend nach dem Auswintern bei angenehmer Frühlingstemperatur auf der Dachterrasse der ALLEGRA verbringen können. Heuer ist das weniger empfehlenswert: am Morgen nach dem Einwassern spazieren die Enten rund ums Schiff – auf dem Eis im Hafenbecken!
Das bedeutet Heizen und wenn wir nicht gleich wieder Einwintern wollen, bleibt es für die ganze Zeit über den Monatswechsel beim Heizen! Da bleibt man besser gleich auf dem Schiff und macht Osterferien in Lothringen. Osterhasen gibt’s auch in Frankreich, die Ferienwohnung steht in Niderviller, und Sehenswürdigkeiten hat es auch abseits des Kanals mehr als genug.
Der Berufsverkehr läuft schon normal – also ist der Kanal eisfrei und es reicht für die eine oder andere Probe- und Angewöhnungsfahrt in die Umgebung.
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17. April – Aufbruch zur Fahrt Richtung Burgund: Zielhafen Auxonne.
Nach einem halben Tag werden wir bereits ausgebremst:
die Schleuse in Réchicourt ist geschlossen! Die Kette, welche die 15 m tief im Boden liegenden Wassertore öffnet und schliesst, ist vor ein paar Minuten (!) gerissen, die Schleuse vorerst unpassierbar.
Der Patia kanns recht sein: wir gehen wandern.
Tags darauf wird ein Taucher mit einem Kran in den engen Schacht hinuntergelassen. Er befestigt die gerissene Kette an einem Seil, damit sie hochgezogen und repariert werden kann.
Das Ganze dauert etwas mehr als einen Tag.
Wir erkunden inzwischen den alten Kanalverlauf mit den stillgelegten Schleusen. Zwischen den Ruinen spriesst der Frühling!
Dann geht’s aber zügig weiter
über Lagarde und Sommerviller (selbstverständlich ist die gute Bäckerei en fermeture annuelle) nach Nancy.
Hier werden die Lebensmittelvorräte für die nächste Zeit ergänzt, und hier treffen wir auch auf die KADA, die in etwa parallel zu uns auf der gleichen Route unterwegs ist.
Am 21. April fahren wir in noch unbekannte Gewässer ein: die Umfahrung von Nancy Richtung Vogesen –

Bild:Müller
– eine Frühlingsfahrt hinüber ins Tal der Mosel.
Die 13. (und letzte) obsi-Schleuse für heute – jetzt geht’s nidsi zum Canal des Vosges.
In Richardménil erwartet uns ein angenehmer Anleger – mit leider unbrauchbarer Wasserversorgung.
Nächste Etappe Gripport, dann Wasserhalt in Charmes, und weiter entlang der Mosel
nach Thaon.
Am anderen Morgen erwartet uns eine Begegnung der eher unangenehmen Art:
die Kiesfrachter, die zwischen Thaon und Epinal verkehren, warten noch auf ihren Einsatz.
Wenn man sie allerdings in Fahrt kreuzen muss, wird man buchstäblich trockengelegt! Bei vorsichtshalber stillgelegtem Propeller (!) geht’s sanft runter auf den Kiesboden – und ebenso sanft wieder rauf, wenn das Wasser wieder mal zurückkommt (es kam).
Am 24. April nehmen wir die zweite Bergstrecke in Angriff: Epinal.
Nach 19 Schleusen bergwärts haben wir die höchste Stelle unserer Reise erreicht.
Ueber die Scheitelpassage hat die Fahrrinne eher knappe Dimensionen – sowohl in Breite wie in Wassertiefe – aber es kommt keine Péniche entgegen…
Halt und Uebernachtung in Les Forges
und weiter – immer noch auf der Scheitelhöhe
über Chaumousey zur nächsten Schleuse:
von hier an geht’s nur noch bergab – bis zum Mittelmeer…
Aber das dauert noch eine Weile.
Vorerst nutzen wir die Einkaufsmöglichkeiten von Girancourt zum Aufstocken der Vorräte,
und fahren dann weiter zu Tal
bis zum idyllischen Anleger von Bénéménil – und zum letzten Sonnenstrahl für lange, lange Zeit…
Bei strömendem Regen geht die Fahrt weiter Richtung Saône, über Uzemain und Pont du Coney
nach Fontenoy-le-Château.
Hier treffen wir erneut die KADA, und hier ergänzen wir bei Le Boat unsere Treibstoffvorräte und das Trinkwasser.
Die Weiterfahrt nach Corre nehmen wir gemeinsam mit der KADA unter den Kiel.

Bild:Müller
In Corre ist vorerst Schluss mit Schifffahrt: Der ergiebige Regen hat der Saône Hochwasser beschert; die letzte Schleuse des Vogesenkanals, die in die Saône führt, zeigt nicht einmal mehr Doppelrot, sondern gar nichts mehr – ist einfach geschlossen.
Und bleibt es vorerst auch.
Also zunächst ein Ruhetag in Corre
– und angesichts des bevorstehenden, schleusengesperrten 1. Mai bleibt Le Roi BABAR auch am 30. April und am 1. Mai noch in Corre – die Aussicht, den 1. Mai und die beiden Nächte davor und danach irgendwo ausserhalb eines befestigten (also kanalisierten und damit hochwassersicheren) Hafens auf der immer noch sehr hochgehenden Saône verbringen und nächtens regelmässig Leinen kontrollieren und lockern bzw nachspannen zu dürfen, vermag uns nur mässig zu begeistern…
… und Patia findet das gut so!
Am 2. Mai ist dann aber das Schleusentor in Corre wieder offen und die Bahn frei.
Wir fahren ein in die Saône, die uns in den nächsten Tagen zügig (das GPS zeigt stets um die 15 km/h) talwärts schwemmen wird.
Am Anfang hat’s sogar etwas Sonne!
Der Steg in Baulay steht wieder über dem Wasserspiegel und erlaubt eine problemlose Mittagsrast.
Dann geht’s weiter Richtung Scey.
Wasser gibt es mehr als genug – im Fluss und um den Fluss,
und auch der Regen kommt bald wieder zurück.
Neinnein, das ist nicht die Saône, das ist der Uferweg…
Planmässig reicht’s am Abend bis Scey sur Saône.
Den alten Flusshafen lassen wir von vornherein aus und fahren zum hochwassersicheren Hafen im kanalisierten Abschnitt der Saône.
Bei der Hafenmeisterin wartet man (also Hund) auf die neuen Gäste, die auch prompt zur Anmeldung erscheinen.
Hier ist das Hochwasser zwar Thema, aber kein Problem.
Beim Städtchen drüben am Fluss schon!
Anderntags gibt’s einmal mehr keine Weiterfahrt: die Hochwassertore bleiben geschlossen, Schifffahrt findet auf der Saône wiederum nicht statt.
Zudem (es könnte nicht besser passen – allerdings bloss zeitlich!) – die Bilge von Le Roi BABAR steht voller Kühlflüssigkeit! Schön, dass wir das im Hafen und nicht unterwegs auf dem reissenden Gewässer feststellen dürfen!
Das Problem ist rasch entdeckt: der Träger der Lichtmaschine hat in steter Vibration das Kupferrohr des Kühlkreislaufs sauber aufgesägt.
Die Hafenmeisterin vermittelt uns zwei Mechaniker von Locaboat, die sich in ihrer Freizeit freundlicherweise des Rohrs annehmen, es ausbauen und nach Hause mitnehmen, um es zu löten, anderntags wieder einbauen und uns auch Kühlflüssigkeit zum Auffüllen mitbringen – herzlichen Dank allerseits!
Zwei Tage Pannnenbehebung im Rahmen von vier Tagen Hochwassersperre, schönes Wetter und ausgiebige Hundetrips – „Scey und Umgebung“ kennen wir mittlerweile recht gut!
Am 6. Mai öffnen die Hochwassertore wieder – die Reise kann weitergehen!
Ueber Rupt sur Saône und Ray sur Saône
geht’s zum Hafen von Savoyeux/Seveux, wo gerade noch zwei Plätze frei sind – niemand will bei dem Wasserstand „unterwegs“ übernachten!
Zügig werden wir am nächsten Tag weitergespült, über Rigny
nach Gray.
Der kleine Anleger beim früheren Schwimmbad bietet auch bei Hochwasser eine optimale Uebernachtungsmöglichkeit.
Nach Gray fahren wir über Mantoche
nach Heuilley, wo der Canal entre Champagne et Bourgogne abzweigt.
Das Wasser des in die Saône einfliessenden Bächleins „Vingeanne“ drückt uns fast bis ans gegenüberliegende Ufer, und in Pontailler ist uns die Einfahrt in den Hafen doch zu riskant: das Heck von Le Roi BABAR dreht mit der Strömung rapid weiter flussabwärts, sobald der Bug in die Einfahrt einbiegt.
So legen wir an der alten Hafentreppe brav mit dem Bug gegen den Strom zur Mittagsrast an.
Vier Leinen und immer jemand auf dem Schiff – die Strömung erfordert Vorsichtsmassnahmen!
Vor uns liegen noch der Anleger von Lamarche und die Schleuse von Poncey,
dann erreichen wir am 9.Mai nachmittags unser Reiseziel Auxonne.
Hier soll Le Roi BABAR vorderhand mal bleiben.
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Für den Sommer verpassen diverse Medizinalrätinnen und -räte der Crew von Le Roi BABAR ein „Schleusenfahrverbot“…
Immerhin: Ueber den Monatswechsel Juli – August dient das Schiff (vor allem der Patia) als Basis für ausgiebiges Baden in der Saône und feuerwerksfreie Ruhetage.
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Im Herbst führt uns eine Reise mit Gästen vorerst südwärts:
Am 12. September geht die Fahrt nach St.Jean-de-Losne und dann nach Seurre.
St Symphorien, wo der Canal du Rhône au Rhin abzweigt.
Seurre ist Wendepunkt – von hier an geht es wieder bergauf!
St Jean-de-Losne (ausnahmsweise mal bei akzeptablem Wetter)
und wieder Auxonne, diesmal zum Aufräumen: Am 16. September geht’s dann los Richtung „Heimathafen“ Niderviller.
Erste Etappe Pontailler. Diesmal ist die Einfahrt in den Hafen problemlos…
Dann Mantoche (nass)
– und Gray (stürmisch).
Das regionale Standardwetter („C’est la flotte, là-haut“ – Worte des croisé! En-bas de même, Monsieur!)
Dazwischen mal ein Lichtblick….
… oder auch ein Röhrenblick (souterrain de Savoyeux).
Achtung – eng! Und durch!
Die Nacht verbringen wir wieder im Hafen von Savoyeux. Und den Abend natürlich bei „Berthe“ in Seveux!
Es regnet…. und wenns mal grad nicht regnet, schüttet es.
„Il-y-a de l’eau“ meint der éclusier am frühen Morgen an der écluse de garde oberhalb von Seveux. Il-y-en a, monsieur, en effet! In den letzten Stunden sei der Pegel um mehr als einen Meter gestiegen.
Immerhin: die Hochwassertore bleiben vorerst offen, und – im Gegensatz zur Runterfahrt (besser: zum Runtergeschwemmt-Werden) im vergangenen Mai: diesmal werden wir von den VNF nicht in Geiselhaft genommen!
Zudem: il-y-a aussi du bois!
Davon kommt genügend den Bach hinunter, um einige Heimetli warm durch den Winter zu bringen! Es gilt also, gut vorauszuschauen und propellerschonenden Slalom zu fahren.
Und gegen viel Strom zu schwimmen – das GPS berechnet uns am Abend einen stolzen Schnitt von knappen 4 km/h.
Aber wir sind ja nicht auf der Flucht, und so kürzen wir halt die Etappen…
Tagesziel Scey sur Saône – nach dem Tunnel von St Albin.
Nächste Uebernachtung dann in Port sur Saône.
Am frühen Morgen ist der Nebel noch dicht – wir fahren mit voller Festbeleuchtung! Nicht wegen unserer Geschwindigkeit, die ist nach wie vor minimal – aber wegen dem Gegenverkehr, der uns mit beträchtlichem Schub entgegenkommt.
Mittagspause in Fouchécourt.
Schliesslich landen wir am 21. September im Zwischenziel in Corre – und jetzt bessert natürlich auch das Wetter…
Nicht deshalb, aber trotzdem: Fahrpause!
Le Roi BABAR erhält einen schönen Anlegeplatz, geniesst etwas Ruhe und bekommt einen neuen Temperaturfühler in den Generator-Auspuff eingebaut. Damit entfällt für das nervende rote Warnlicht am Generatorenpanel der Grund zum Leuchten.
Nochmals besten Dank an den Elektriker-Hafenmeister in Corre!
Am 8. Oktober geht’s in Corre weiter – und natürlich regnet es, und wie.
Für die Fahrt nach Fontenoy brauchen wir geschlagene 9 (neun) Stunden, ziemlich genau die Hälfte aller Schleusen dorthin zeigt uns ein freundliches Doppelrot.
…söll emal choo! Er kam, der VNF-Mann, immer wieder kam er, und schliesslich hatte er noch ein Einsehen und liess uns eine Viertelstunde nach Betriebsschluss noch „von Hand“ durch die letzte Schleuse in Fontenoy – merci mille fois (und eine Kurpackung Toblerone)!
Fontenoy, morgens um 7 Uhr, Frühstücksbrot-Suche: stockfinster, kein Mensch weit und breit, der boulanger hat ein Schild an der Türe: „Fermé le Mercredi“. Heute ist mercredi – wie immer! Vielleicht gibts da einen zweiten boulanger? Also Fortsetzung des Spaziergangs durchs Städtchen: Menschenleer, alle Fenster finster, nirgendwo Licht – ausgestorben. Mit Ausnahme von einem Dutzend Katzen – ville morte.
Der Tankwart von Le Boat erklärt uns, dass niemand mehr hier wohnen wolle, und demnächst wohl die Schule geschlossen werde.
Nach Fontenoy gibt’s diesmal Uebernachtungen in Uzemain und Girancourt und Mittagspause in Bénéménil.
Trotz Regenwetter – an Wasserüberfluss scheint die Scheitelpassage des Canal des Vosges nach wie vor nicht zu leiden – an übermässiger Ellbogenfreiheit auch nicht.
Der Goldene Herbst wird weiterhin zügig den Bach hinuntergespült – „il pleut encore?“ fragt uns die noch etwas verschlafene boulangère am frühen Morgen in Thaon. Il pleut encore? Aber sicher, was denn sonst! Das tut es doch, seit wir unterwegs sind. Und die Wetterstation im Schiff, die ganze vier Tage vorausschaut, ist auch zu faul, um endlich mal ihr Wettersymbol zu ändern. Der Coéquipier meint, der Mondwechsel werde alles zum Besseren wenden – aber einerseits ist jetzt erst Halbmond, und anderseits haben wir das Rezept früher schon mal erfolglos ausprobiert…
Schön am Canal des Vosges: Ueberall hats Poller, die das Anlegen (und Uebernachten) weitab von Infrastrukturen ermöglichen. Und wenig Verkehr, der diese Poller zu belegen versucht (wir begegnen im statistischen Schnitt einem halben Boot pro Tag). So kann man auf den „Hafen“ getrost verzichten, und dafür halt etwas mehr Gebrauch von Generator und Landscheinwerfern (zum frühmorgendlichen und spätabendlichen Hundegang) machen. Und die nächtliche Ruhe geniessen. Ungebetene Gäste auf zwei Beinen gibt’s bei dem Sauwetter eh nicht (vierbeinige allerdings schon…).
Richardménil, abends gegen 17 Uhr: soeben ist das längst versprochene Zwischenhoch eingetroffen, das uns ganze anderthalb Stunden Sonne beschert und einen Apero auf der (saukalten, aber immerhin sonnigen) Dachterrasse ermöglicht.
Die Hafenmeisterin ist allerdings noch deutlich vom Regenwetter geprägt: Saisonende, kein Strom zu haben, kein Wasser (das allerdings musste man schon während der Saison krugweise abfüllen und aufs Schiff tragen) und „surtout pas de moteur, pas de vroum-vroum la nuit – sinon vous devez partir tout-de-suite“ – versprochen, wir werden rudern!
Ob das nahegelegene Restaurant geöffnet sei, wollen wir noch wissen. “ Mais certainement pas le soir – un jeune homme du village fait des pizza – faut que l’appeler!“
Wir werden es uns nicht überlegen und selber kochen – wie schon fast immer auf diesem Trip.
Am andern Tag steht wieder das embranchement de Nancy auf dem Programm – allerdings diesmal bei kaltem, nassem Wetter.
Nach einer Uebernachtung in Laneuveville geht’s auf den Canal de la Marne au Rhin – ändern tun sich allerdings weder Zustand der Schleusen (doppelrot) noch Wetter (rundum sehr nass)…
Heute kommen wir trotzdem bis Einville,
dann bis zur Schleuse von Réchicourt (die diesmal funktioniert),
und landen schliesslich in Niderviller – Ankunft am 17.Oktober – Ende der Saison, Ausräumen und Putzen.
stimmt – das Bild ist natürlich uralt – früher (vor langer, langer Zeit…) gab’s hier auch mal Sonne!Am 1. November schliesslich Einwintern und Winterlager.